Pomade
Betrachtet man die Frisuren der Frauen um die Mitte des 18. Jahrhundert, sieht man oft ordentlich (mal mehr, mal weniger) in Form gebrachtes Haar. Hier sind zwei Beispiele von kleinen eingelegten
Locken.
Um Halt in diese Frisur zu bekommen wurden häufig Pomaden benutzt. Es gibt etliche Rezepte für diese, hergestellt aus verschiedenen Fetten und Wachsen und mit duftenden Zusätzen.
Bei der Rezeptsuche bin ich unter anderem auf folgende Anleitungen gestoßen.
Rezept für weiche und harte Pomade (aus "The new Family Book" - Ausgabe von 1810, London)
Rezept für Lavendel-Pomade zum frisieren der Haare (aus "The Toilet of Flora" - Ausgabe von 1779, London)
Rezept für wohlriechende Haarpommade (aus Kallopistria, oder die Kunst der Toilette für die elegante Welt von Johann Barholomäus Trommsdorff - Ausgabe von 1820)
In der Oeconomischen Encyclopädie von Dr. Johann Georg Krünitz findet man unter dem Stichwort Haar=Ausfallen (in Band 20, dieser ist um 1780 entstanden) folgendes:
Folgende Pomade ist bey Haaren, welche dünn geworden, oder keinen guten Wachsthum gehabt, oder nach Krankheiten ausgefallen sind, mit gutem Nutzen gebraucht worden. Man nimmt Wallnußblätter, Weinblätter, und Wegerich mit der Wurzel, von je dem 3 Hände voll, wäscht dieselben recht sauber, und schneidet sie klein, thut solche in einen neuen Topf, und gießt so vieles Wasser darauf, daß es über benannten Speciebus stehe, und läßt es so lange kochen, bis das Wasser ganz eingekocht ist. Alsdenn drückt man die Masse durch ein Tuch, mit 2 Loth klein geschnittener Muskatennuß, gießt den ausgerungenen Saft in einen irdenen Topf, und läßt es so lange kochen, bis es ein wenig dick oder steif wird; hernach drückt man es wieder durch ein reines Tuch, und läßt es kalt werden. Wenn man die Pomade machen will, thut man 1 Pfund rohes, noch nicht ausgelassenes Nierenfett der Schweine (Schwein=Flaumen) hinzu; diese müssen aber klein geschnitten, und eine Nacht in frisches Wasser geleget, darnach aber mit frischem Wasser auf das Feuer gesetzt, und unter beständigem Umrühren ausgekochet, hierauf aber durch ein Tuch gegossen werden. Dieses Schmalz wird wieder mit frischem Wasser ausgekocht; alsdenn füllet man das oben auf dem Wasser schwimmende Fett mit einem Löffel ab, und wäscht solches so lange mit Pomeranzen= oder Lavendel=Wasser, bis ihm aller üble Geruch vergangen ist; da es denn wieder in einen irdenen Topf gethan wird, bis das daran klebende Wasser verrauchet. Dieses läßt man mit 4 Loth vom besten weißen Wachse mit einander auf dem Feuer langsam zergehen, und unter beständigem Umrühren kalt werden; thut alsdenn den vorbeschriebenen Saft und 4 kleine Gläser Cedro dazu, und rührt alles so lange, bis es seinen rechten Glanz bekommt, und alles wohl unter einander gemischt ist. Mit dieser Pomade werden die Haare eingeschmiert, und der Kamm bestrichen, wornach die Haare einen baldigen und starken Wachsthum erhalten.*
*http://www.kruenitz1.uni-trier.de/ (28.05.2015)
Das Prinzig ist fast immer gleich, ein (oft) tierisches Fett, z.B. Schweineschmalz oder Rindertalg, wird gereinigt und dann mit Wachs vorsichtig erhitzt. Dem werden duftende Öle zugesetzt oder
die Blüten oder Gewürze werden mit dem Fett vermengt und wieder entfernt.
Zur Tat - Zutaten besorgen
Ich werde eine harte Pomade mit Wachs ausprobieren, der nächste Gang wird also zum Metzger meines Vertrauens führen, Schweineflomen bestellen. Ehrlich gesagt habe ich noch nie selber Schmalz gemacht, ein wenig besorgt bin ich schon, was den Geruch der fertigen Pomade angeht.
Gereinigtes, weißes Bienenwachs habe ich schon besorgt, ebenso reine Öle von Lavendel und Zitrone. Der Einfachheit halber werde ich erstmal mit fertigen Ölen versuchen die Pomade zu aromatisieren. Wenn der Lavendel blüht und Auskochen vom Schmalz gut funktioniert werde ich allerdings mal frische Blüten probieren.
Flomen zu bekommen gestaltet sich schwieriger als ich dachte, die Verkäuferin in der Metzgerei wusste gar nicht was ich wollte. Sie müssen erst bestellt werden, und das dauert. Nun gut, jetzt
heißt es warten bis zum Freitag.
Keine Flomen zu bekommen
Die Schweineflomen sind schwer zu bekommen. Drei Metzgereien haben versucht sie zu bestellen, erfolglos. Was ein Fleischer allerdings bestellen konnte, waren ausgelassene Flomen. Also habe ich das fertig ausgelassene Fett bestellt. Ein Pfund kam in einer Art Wursthülle hier an.
Es roch etwas nach Bratfett, nicht unangenehm. Allerdings waren noch kleine Stücke vom Bindegewebe darin enthalten. Deshalb habe ich das Fett zuerst geschmolzen und durch ein Tuch geseiht.
Der Geruch zu diesem Zeitpunkt, naja....es riecht schon sehr nach Bratfett. Obwohl ich nicht unbedingt ein Liebhaber von Schweineschmalz bin, ist der Geruch aber nicht
unangenehm.
Jetzt habe ich das Fett etwas abkühlen lassen, mit Wasser vermischt und einmal richtig aufkochen lassen. Nachdem es etwas abgekühlt ist, wird das Fett wieder weiß und beginnt fest zu
werden. Das Wasser lässt sich dann einfach abgießen. Das Schmalz habe ich nun mehrere Male mit Lavendelwasser gewaschen.
Nach 5 oder 6 Waschdurchgängen mit frischem Wasser ist der Bratfettgeruch fast verschwunden. Aber nur fast. Ich versuche es noch einmal mit Aufkochen mit frischem Lavendelwasser. Dazu gieße ich
wieder neues Wasser an das Fett und lasse es einmal richtig aufkochen. Danach wieder abkühlen lassen und das Wasser abgießen. Und tatsächlich, der "schweinige" Geruch ist fast gänzlich
verschwunden.
Nun muss nur noch das Fett mit dem Wachs geschmolzen und kalt gerührt werden, dabei tropfe ich noch Zitronen- und Lavendelöl an die Pomade.
Die Pomade ist abgekühlt, duftet wirklich wunderbar, ich kann vom Schweineschmalz nichts mehr riechen. Sie ist recht fest geworden, so ähnlich wie Haarwachs.
Jetzt fehlt für die Frisur nur noch das Haarpuder.
geschrieben von Inka
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JD (Freitag, 05 Juni 2015 08:27)
Great info! I'll be able to fix my hair now... ;)